Was denkt ihr, welchen Anteil der Gesundheitssektor am CO2-Fußabdruck in Deutschland hat? Es sind tatsächlich 5,2 % und das sind mehr als vom Personentransportverkehr. Auch im Gesundheitssektor wird also diskutiert, wie nachhaltige Gesundheitsversorgung funktionieren kann und wie die CO2-Emissionen im Gesundheitssektor reduziert werden können. So auch bei einer Tagung der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e. V. in Hannover am 06.02.2024. Wir konnten in verschiedenen Vorträgen und Foren einen Eindruck von den aktuellen Herausforderungen und Strategien zur Lösung bekommen.
“Gesundheitsschutz ist Klimaschutz” war ein Satz, der an diesem Tag immer wieder fiel. Die direkten und indirekten Emissionen aus Gesundheitseinrichtungen betragen zusammen gerade einmal 29 %. Die CO2-Sparmaßnahmen der Gesundheitseinrichtungen selbst, sei es die Etablierung nachhaltiger Heizungssysteme und Stromversorgung und der Weg hin zur Digitalität statt Papierverbrauch, sind also wichtig. 71 % der Emissionen des Gesundheitssektors sind auf die Medizinprodukte und die damit verbundenen Lieferketten zurückzuführen. Die Steigerung der Gesundheit der Bevölkerung und die Reduktion von Behandlungen, Therapien oder Eingriffen hat also eine große, wenn nicht die größte Rolle, bei dem Weg hin zu einem nachhaltigen Gesundheitssystem. “Gesundheitsschutz ist Klimaschutz”, denn eine gesunde Bevölkerung benötigt weniger Gesundheitsdienstleistungen und weniger Medikamente.
Cathrin Burs, Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen, konnte im Rahmen einer Podiumsdiskussion aus dem Plenum beitragen, dass die Apotheken vor Ort als ständige Begleiter in der patient*innen- und wohnortnahen Versorgung einen gesellschaftlichen Beitrag zur Gesundheit der Bevölkerung leisten könnten. Andere Speaker*innen betonten immer wieder die Relevanz der interprofessionellen Zusammenarbeit aller im Gesundheitssektor.
Apotheker*innen waren nicht stark vertreten auf dieser Tagung, doch für uns ist klar, dass auch unser Berufsstand sich aktiv in die Debatten zur Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen einbringen kann und sollte. Der Deutsche Apothekertag 2022 stand unter dem Thema Nachhaltigkeit, der Klimapakt Gesundheit wurde 2022 von vielen Akteuren des Gesundheitswesens unterzeichnet und so auch von der ABDA (https://www.abda.de/aktuelles-und-presse/newsroom/detail/startschuss-fuer-den-klimapakt-gesundheit/), im letzten Jahr wurde von der Bundesapothekerkammer eine Fortbildung zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit verabschiedet – wichtige Schritte. Jede*r einzelne kann durch gezielte Beratung und Hinweise das Bewusstsein für das Klima bei Patienten*innen wecken, kann zur Gesundheitskompetenz beitragen und z.B. zu veränderter Arzneimittelwirkung bei Hitze beraten. Wird für einen nachhaltigen Gesundheitssektor jedoch das Engagement jedes einzelnen (bottom up) allein ausreichen? Bei der Tagung wurden auch die politischen und regulatorischen (top down) Aspekte thematisiert, sei es die Subventionierung zur Einführung klimafreundlicherer Maßnahmen, die Änderung des Sozialgesetzbuches mit einer Ergänzung zur Nachhaltigkeit oder auch die Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung.
Wusstet ihr schon?
- Pulverinhalatoren sind unter nachhaltigen Gesichtspunkten den Dosieraerosolen überlegen. Eine Übersicht zu klimafreundlichen Inhalatoren findet ihr z.B. hier: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2022/11/04/klimafreundliche-inhalatoren-eine-uebersicht
- Apotheker*innen und auch Ärzt*innen sind freie Berufe deren Rente über Versorgungswerke gesichert sind (https://www.freie-berufe.de/themen/soziale-sicherung/rentenversicherung-und-altersvorsorge/#:~:text=private%20Altersvorsorge%20betreiben.-,Private%20Altersvorsorge,Alter%20und%20den%20Ruhestand%20abgesichert.) – Auch dabei geht es um Nachhaltigkeit, nämlich dann, wenn die Gelder der Versorgungswerke angelegt werden.
- Bestimmte Narkosegase tragen in Industrieländern bis zu 1,7 % zum Fußabdruck bei – Krankhäuser stellen deswegen verstärkt auf Injektionsnarkotika oder Recyclingsysteme um.
- Der BPhD hat ein Positionspapier zu Umwelt und Klima, in dem wir unter anderem auch fordern, dass die Nachhaltigkeitsaspekte in die pharmazeutische Lehre integriert werden (https://www.bphd.de/wp-content/uploads/2023/11/BPhD_PosPap_Umwelt-und-Klima_mit-Ergaenzung-20231113-1.pdf).
Vom 14. bis 16. Juni findet das diesjährige PharmaWeekend in Halle zum Thema Nachhaltigkeit statt. An diesem Wochenende habt ihr selbst die Chance durch Vorträge, Workshops und eine Podiumsdiskussion einen Einblick in die verschiedenen Aspekte der nachhaltigen Pharmazie zu bekommen. Merkt euch den Termin vor und seid dabei! Alle Infos zur Anmeldung bekommt ihr über eure Fachschaft, Instagram @bphd_ev oder unseren Newsletter die Wöchentliche Infusion (https://bphd.us18.list-manage.com/subscribe?u=427f56d75fc2a285701386423&id=db7b3cdefb)